Welche typischen Dämm-Fehler Heizkosten stark erhöhen: Der große Ratgeber für Sanierer
Angesichts steigender Energiepreise und dem politischen Druck zur energetischen Sanierung ist das Thema Wärmedämmung in aller Munde.
Viele Hausbesitzer greifen zur Tat – sei es in Eigenregie oder durch Handwerker –, um das Eigenheim winterfest zu machen und Heizkosten zu sparen. Die Absicht ist gut, doch die Ausführung birgt Tücken.
Wie unser Artikelbild warnt: Es gibt “typische Dämm-Fehler”, die den gewünschten Effekt nicht nur verpuffen lassen, sondern die Heizkosten sogar noch weiter in die Höhe treiben oder schlimmstenfalls die Bausubstanz durch Schimmel zerstören. Dämmen ist Physik, und Physik verzeiht keine Nachlässigkeit. In diesem Artikel analysieren wir die gravierendsten Fehler bei der Dämmung und zeigen Ihnen, wie Sie diese teuren Irrtümer vermeiden.
1. Der Klassiker: Die Wärmebrücke
Der häufigste Fehler bei der Dämmung ist das Ignorieren von sogenannten Wärmebrücken. Man packt das Haus zwar warm ein, lässt aber “Löcher” im Mantel.
- Was ist eine Wärmebrücke? Stellen Sie sich vor, Sie tragen im Winter eine dicke Daunenjacke, haben aber den Reißverschluss offen. Die Jacke dämmt zwar an den Armen, aber die Körperwärme entweicht durch den Schlitz. Am Haus sind solche Schwachstellen oft Balkone, Rollladenkästen, Fensterlaibungen oder der Übergang zum Dach.
- Die Konsequenz: An diesen ungedämmten Stellen fließt die Wärme massiv nach außen ab. Schlimmer noch: Da die umgebenden Wände nun warm sind, kondensiert die Raumfeuchtigkeit gezielt an der verbliebenen kalten Stelle (dem “Kältepol”).
- Das Resultat: Schimmelbildung in den Ecken und hinter Schränken, oft schon im ersten Winter nach der Sanierung. Die Heizung muss gegen diese Kältebrücken ankämpfen, was die Ersparnis der Dämmung zunichte macht.
2. Der Fenster-Tausch ohne Fassadendämmung
Ein sehr beliebter Fehler, weil er intuitiv richtig erscheint: “Die alten Fenster ziehen, also kaufe ich neue, superdichte 3-fach-verglaste Fenster.” Die Fassade bleibt aber ungedämmt, weil das Budget dafür nicht reicht.
- Das physikalische Problem: In einem alten Haus waren die einfach verglasten Fenster immer der kälteste Punkt im Raum. Feuchtigkeit kondensierte dort (beschlagene Scheiben). Das war ein Warnsignal zum Lüften.
- Die Verschiebung des Taupunkts: Bauen Sie nun High-Tech-Fenster ein, dämmen diese besser als die alte Außenwand. Der kälteste Punkt ist nun nicht mehr das Glas, sondern die Wand (oft in den Ecken oder hinter der Heizung).
- Die Schimmelfalle: Die Feuchtigkeit schlägt sich nun unbemerkt im Mauerwerk nieder. Da die neuen Fenster zudem absolut luftdicht sind, fehlt der natürliche Luftaustausch der alten “Ritzen”. Ohne ein angepasstes Lüftungskonzept (z.B. Falzlüfter) züchten Sie sich ein massives Schimmelproblem, das teuer saniert werden muss.
3. Die undichte Dampfbremse (Luftdichtheit)
Besonders beim Dämmen des Daches in Eigenleistung (Zwischensparrendämmung) wird oft gepfuscht. Dämmwolle wird zwischen die Balken geklemmt, Folie drüber, fertig. Doch hier liegt der Teufel im Detail.
- Die Funktion der Dampfbremse: Die Folie auf der Innenseite (Raumseite) soll verhindern, dass warme, feuchte Wohnraumluft in die kühle Dämmwolle eindringt.
- Der Fehler: Wird die Folie nicht penibel mit speziellem Klebeband verklebt, entstehen kleine Lücken an Steckdosen, Kabeldurchführungen oder Wandanschlüssen.
- Der Konvektionseffekt: Durch diese kleinen Löcher wird warme Luft förmlich in die Dämmung gesaugt (Kamineffekt). Dort kühlt sie ab, und das Wasser kondensiert.
- Nasse Wolle dämmt nicht: Ein nasser Dämmstoff verliert seine Isolierwirkung fast vollständig (wie ein nasser Wollpullover). Zudem verrottet der Dachstuhl unbemerkt von innen. Die Heizwärme geht durch das nasse Dach verloren.
4. Der “Matratzen-Effekt”: Fugen und Lücken
Dämmplatten (z.B. Styropor oder Holzfaser) müssen fugenlos und press gestoßen verlegt werden.
- Der “Hinterlüftungs”-Fehler: Wenn zwischen der Hauswand und der Dämmplatte Luft zirkulieren kann (z.B. durch unebenen Kleberauftrag bei der Wulst-Punkt-Methode), ist die Dämmung wirkungslos. Die kalte Außenluft strömt hinter die Dämmung und kühlt die Wand aus. Sie haben dann viel Geld für eine Fassade bezahlt, die nur optisch dämmt.
- Offene Fugen: Klaffen Lücken zwischen den Platten, entstehen wiederum Wärmebrücken. Diese müssen mit speziellem Schaum oder Dämmkeilen geschlossen werden, nicht einfach mit Putz zugeschmiert werden.
5. Innendämmung ohne Fachwissen
Oft darf die Fassade nicht verändert werden (Denkmalschutz) oder es handelt sich um eine Eigentumswohnung. Dann greifen viele zur Innendämmung. Das ist die “Königsdisziplin” und extrem fehleranfällig.
- Das Taupunkt-Problem: Bei der Innendämmung bleibt die Außenwand eiskalt. Der Taupunkt wandert nach innen, genau zwischen die alte Wand und die neue Dämmung.
- Der Fehler: Verwendet man hier falsche Materialien (z.B. einfaches Styropor ohne Dampfsperre), kondensiert Wasser hinter der Dämmung. Man bemerkt es erst, wenn der Putz von der Wand fällt oder es muffig riecht.
- Die Lösung: Hier müssen kapillaraktive Materialien (z.B. Kalziumsilikatplatten) verwendet werden, die Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können, oder das System muss 100% luftdicht ausgeführt werden.
6. Die vergessene Kellerdecke
Viele Hausbesitzer konzentrieren sich auf das Dach und die Fassade, vergessen aber den Boden.
- Das Problem: Wenn der Keller unbeheizt ist, zieht die Kälte von unten in das Erdgeschoss (“Fußkälte”).
- Der Fehler: Man dreht die Heizung im Wohnzimmer höher, um das unangenehme Kältegefühl an den Füßen auszugleichen. Das kostet enorm viel Energie, weil die Wärme physikalisch nach oben steigt und den Boden kaum erwärmt.
- Die Lösung: Die Dämmung der Kellerdecke (von der Kellerseite aus) ist oft die günstigste und effektivste Maßnahme überhaupt. Sie kostet wenig Material, ist leicht selbst zu machen und bringt sofortigen Komfortgewinn, wodurch die Raumtemperatur oft um 1-2 Grad gesenkt werden kann, ohne zu frieren.
7. Falsche Dimensionierung (Zu dünn gedämmt)
“Ein bisschen Dämmung ist besser als keine.” – Dieser Satz stimmt zwar physikalisch, ist aber ökonomisch oft ein Fehler.
- Die Fixkosten: Die Kosten für das Gerüst, den Verputz, die Farbe und die Arbeitszeit der Handwerker fallen ohnehin an (“Sowieso-Kosten”).
- Der Materialpreis: Ob Sie nun 10 cm oder 16 cm Dämmstoff aufkleben, macht bei den Gesamtkosten oft nur einen geringen Unterschied.
- Der Fehler: Wer hier spart und nur 8 oder 10 cm dämmt, verschenkt das Potenzial für die nächsten 40 Jahre. Nachrüsten ist später unmöglich. Zudem erfüllen Sie damit oft nicht die gesetzlichen Vorgaben (GEG) für Fördergelder.
Fazit: Erst planen, dann kleben
Wie unser Bild “Welche typischen Dämm-Fehler Heizkosten stark erhöhen” suggeriert, ist blinder Aktionismus der größte Feind des Geldbeutels. Eine fehlerhafte Dämmung spart keine Energie, sondern führt zu Bauschäden und Sanierungskosten, die die ursprüngliche Investition weit übersteigen.
Unsere Empfehlung: Bevor Sie den ersten Euro im Baumarkt ausgeben, investieren Sie in einen zertifizierten Energieberater. Er erstellt einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP), berechnet Wärmebrücken und sorgt dafür, dass Fenster, Lüftung und Dämmung als Gesamtsystem funktionieren. Diese Beratung wird zudem staatlich hoch bezuschusst.
Wollen Sie wissen, woran Sie einen guten Energieberater erkennen und welche Dämmstoffe für Ihr Haus am besten geeignet sind? Klicken Sie auf “Mehr lesen”.